Verliert die Stadt Bonn den Bürgschaftsstreit gegen die Sparkasse KölnBonn, kostet Sie das World Conference Center Bonn (WCCB) insgesamt bis 2041 rund:

In diesem Fall kostet das WCCB jeden der 319.000 Bonner:

Zum Vergleich: Jeden Bundesbürger kostet der Berliner Flughafen rund 55 Euro (der Bund hat nur einen Anteil von 26 Prozent).
Jeden Hamburger kostet die Elbphilharmonie etwa 440 Euro.

Was könnte die Stadt Bonn damit alles machen?

Jahresgehälter des Oberbürgermeisters (11.126 € brutto/Monat) bezahlen

oder

Jahre lang alle Stadtbibliotheken erhalten

oder

Fußball-Kunstrasenplätze kaufen und errichten

oder

Jahre lang Theater und Oper betreiben (inklusive Tariferhöhungen/Gehälter)

oder

Jahre lang alle Bäder betreiben, keines schließen und sie für 60 Millionen sanieren

oder

Jahre lang rund 3.300 Kinder und Jugendliche der Bonner Musikschule fördern Jahre lang

oder

Beethovenhallen sanieren

oder

Top-Festspielhäuser bauen

oder

Hauptamtliche Übungsleiter für 40 Jahre in den Vereinen einstellen und die Integrationskraft des Sports für die Eingliederung der Flüchtlinge in die Gesellschaft nutzen.

oder

Jahr das städtische Personal bezahlen (ohne Theater, Seniorenzentren, Städtisches Gebäudemanagement)

oder

...eine gesunde Mischung aus allem, wozu auch – beispielsweise – gehören könnte, den Sanierungsstau in allen öffentlichen Gebäuden (z.B. Schulen, Sportanlagen) aufzulösen und ausreichend U3-Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen.

Die WCCB-Schlussrechnung

Was kostet das WCCB die Stadt Bonn bisher?

Laut Stadt 153,4 Millionen Euro.

Wie hoch könnte die WCCB-Gesamtrechnung für Bonn ausfallen?

Zu den 153,4 Millionen kommen noch nicht bezahlte Rest-Baukosten von rund 43 Millionen. Es werden aber noch rund 10 Millionen vom Land fließen. Schließlich der - in Brüssel zur Beratung liegende - Bürgschaftsstreit mit der Sparkasse um rund 86 Millionen: Im schlechtesten Fall steigt der Schaden auf über 272 Millionen - alles auf Kredit. Für den fallen Zinsen an: Nochmal 53 Millionen bis 2041 bei einer Tilgungszeit von 25 Jahren und einem weiter günstigen Kommunalzins. Am Ende könnten also 325 Millionen für Bonn stehen - für jeden der rund 310 000 Einwohner rund 1000 Euro. Je nachdem, wie der Bürgschaftsstreit ausgeht, könnte die Schlusssumme auch auch "nur" bei 222 oder 283 Millionen liegen.

Was kostet das WCCB die anderen deutschen Steuerzahler?

NRW und Bund haben rund 100 Millionen beigesteuert (ohne Grundstück), etwa 1,22 Euro pro Bundesbürger.

Wie belastet das WCCB den jährlichen Haushalt der Stadt Bonn?

Noch sind keine langfristigen Kreditverträge geschlossen, deshalb ist die aktuelle Belastung pro Jahr noch gering: etwa 2,6 Millionen Euro. Ab 2016/17 ist im mittleren Szenario (siehe oben) für Zins und Tilgung mit etwa 8 bis 12 Millionen pro Jahr zu rechnen – bis 2041.

Was kostet der WCCB-Betrieb?

Das WCCB wird jährlich ein Millionendefizit aufweisen. Der Rabatt an die UN für die Raummiete bei Kongressen beträgt für 20 Tage pro Jahr 90 Prozent. Ab dem 21. Tag entfällt der Rabatt. Defizite darf die Stadt aus dem von NRW und Bund mit über 50 Millionen Euro gefüllten Ausgleichstopf ausgleichen. In diese Rücklage flossen auch jene 17 Millionen aus dem Verkaufserlös des WCCB-Hotels. Der Kongressbetrieb belastet somit die Stadtkasse viele Jahre nicht.

Pro-Kopf-Belastung im Vergleich

Ohne Kreditzinsen: Jeden Bundesbürger kostet der Berliner Flughafen rund 55 Euro (der Bund hat nur einen Anteil von 26 Prozent), jeden Hamburger die Elbphilharmonie etwa 440 Euro, jeden Bonner das WCCB im mittleren Szenario (siehe oben) rund 690 Euro.

Wo ist das viele Geld hin?

Mitarbeit: Lisa Inhoffen, Rita Klein, Florian Ludwig, Wolfgang Wiedlich

Das World Conference Center Bonn (WCCB) kann den Haushalt der Stadt Bonn insgesamt mit bis zu rund 309 Millionen Euro (ohne Betrieb) belasten - oder "nur" mit 200 Millionen. Das hängt davon ab, wie der zur Klärung an die EU-Kommission weitergeleitete Bürgschaftsstreit zwischen der Sparkasse KölnBonn und der Stadt Bonn ausgeht. Nach GA-Informationen ist nach dem Votum aus Brüssel zur Frage, ob es sich um eine nach EU-Recht beihilfewidrige Bürgschaft handelt, ein Vergleich vor Gericht in Bonn nicht mehr möglich.

Unterdessen liegt ein weiterer vom Stadtrat in Auftrag gegebener Prüfbericht des Rechnungsprüfungsamtes (RPA) zur Rolle der ehemaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) im städtischen Verwaltungsgeschehen (2005 bis 2009) vor. Die Ergebnisse sollen am 17. September im Stadtrat debattiert werden. In dem Bericht, der dem GA vorliegt, heißt es unter anderem, dass "nicht abschließend beurteilt werden kann, in welchem Umfang Frau Dieckmann der jeweilige Sachstand bekannt war". Andererseits resümieren die RPA-Prüfer nach Studium der spärlichen Aktenlage, dass die Ex-OB "im Januar 2008 über die finanzielle Situation des Investors und die Haltung der Sparkasse, die eine Leistungsstörung aus dem Kreditvertrag sah, informiert war". Im Spätsommer 2009 war es dann durch eine Insolvenzwelle dreier WCCB-Firmen zum Baustopp gekommen, der bis Ende 2013 andauerte.

Ferner geht aus dem neuen RPA-Bericht hervor, dass der Unterausschuss "Zukunft Bonn" im März 2009 über zahlreiche Probleme nicht informiert wurde, etwa die WCCB-Anteilsübertragung auf die Investmentfirma Arazim Ltd. oder das fehlende Eigenkapital des Investors; mitgeteilt wurde, "dass es um die Finanzierung der 'Mehrkosten' ginge".

Eine wesentliche Ursache für die hohe städtische WCCB-Gesamtbelastung sind die mit rund 90 Millionen Euro unerwartet hohen Fertigstellungskosten des Kongresszentrums. Eine Ursache: Nach GA-Recherchen ist die einst ausreichend gefüllte WCCB-Baukasse durch "zweckfremde Entnahmen" um Millionen geschwächt worden.

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